Herr Spiegl, wie sind Sie eigentlich zum Skifahren gekommen? ○ Ich bin in Tirol aufgewachsen, in Götzens in der Nähe von Innsbruck. Da war Skifahren wichtig. Die Eltern sind Ski gefahren, die Freunde, alle sind Ski gefahren. ● Aber Skifahren ist ja zu Ihrem Beruf geworden. Wann haben Sie begonnen, regelmäßig zu trainieren? ○ Ja, seit der Volksschule in Götzens haben wir im Ski-Club trainiert. Zu der Zeit waren auch die olympischen Spiele von Innsbruck. Da konnte ich bei den Skirennen zuschauen und das hat mich total fasziniert. ● Waren Sie selbst auch Profisportler? ○ Nein, ich war nie bei den Allerbesten. Das hat mehrere Gründe: Mein Vater war gestorben, als ich zehn Jahre alt war, und da hat mir seine Unterstützung gefehlt. Und das Geld für gutes Sportmaterial, also Skis und so, hat auch gefehlt. Ich hatte zwar Talent, aber andere hatten mehr. Trotzdem hatte ich in meiner aktiven Zeit wichtige Erfahrungen gemacht: Ich hab’ gelernt, was ich bei Erfolg und bei Misserfolg machen muss. Ich hab’ Freunde gefunden, die ich immer noch habe, obwohl ich jetzt schon 30 Jahre in Kanada lebe. ● Aber der Reihe nach. Was war nach der Schulzeit? ○ Ich hab’ Sport studiert, in Innsbruck. Und ich hab’ die Ausbildung als Skilehrer und Skitrainer gemacht. Als Skilehrer bzw. Manager in einer Skischule in der Nähe von Götzens hab’ ich genug verdient, um mein Studium zu finanzieren. ● Und wie ist aus dem Skilehrer der erfolgreiche Trainer Helmut Spiegl geworden?
Als Trainer hab’ ich klein angefangen, in einer privaten Rennschule in Kanada, in Rossland. Später war ich dann Co-Trainer im österreichischen Skiteam und bekam auch andere Angebote. Ich hab’ lange das kanadische Team trainiert und dann habe ich zu den Australiern gewechselt. Jetzt bin ich wieder bei den Kanadiern aktiv. ● Was waren Ihre größten Erfolge als Trainer? ○ Ja, der schönste Moment war 1999 bei der Ski-Weltmeisterschaft in den USA. Ich hatte zwei Jahre zuvor das australische Team als Chefcoach übernommen und eine unserer Läuferinnen, Zali Stegall, wurde Weltmeisterin im Slalom, nachdem sie im Jahr zuvor schon eine olympische Medaille gewonnen hatte. Und natürlich hab’ ich mich über die Goldmedaille von Alisa Camplin bei den Olympischen Spielen riesig gefreut. Damals hab’ ich auch für längere Zeit aufgehört zu trainieren. Meine Töchter waren auf die Welt gekommen und ich wollte mehr zu Hause sein. Und ich war auch froh, endlich mal aus den Skischuhen rauszukommen … ● Noch eine letzte Frage, Herr Spiegl? Was machen Sie jetzt? ○ Ich arbeite immer noch für das kanadische Skiteam. Ich mach’ Trainingspläne und arbeite mit Sportlern, die nach Verletzungen wieder mit dem Training beginnen. Ich muss nicht mehr durch die ganze Welt reisen. Ich kann viel zu Hause sein. ● Vielen Dank für das Gespräch.