● Sie hören Radio LMM mit der Sendung „Erinnerungen“. Viele Menschen können sich sehr genau erinnern, wo sie waren und was sie gemacht haben, als sie von einem wichtigen Ereignis erfahren haben, zum Beispiel dem 11. September 2001. Wir haben Menschen auf der Straße gefragt. Zuerst Rainer Brode aus Landau in der Pfalz. ○ Na klar kann ich mich daran erinnern, als ob es gestern gewesen wäre. Ich war beim Zahnarzt und bin dann nach Hause gefahren. Zu Hause saß meine Frau vor dem Fernseher. Sie sieht sonst tagsüber nie fern und ich habe mich gleich gewundert, was los ist. Sie sagte nur: „Die behaupten, dass da in New York zwei Flugzeuge in das World Trade Center geflogen sind.“ Ich habe das nicht geglaubt. Ich hab’ mich hingesetzt und mir die Bilder angesehen und einige Zeit nicht geglaubt, dass diese Bilder die Wirklichkeit zeigen. Und immer wieder kamen die Bilder vom ersten Flugzeug und vom zweiten Flugzeug und dem Feuer in den Türmen und dann, wie Hochhaustürme einstürzten. Es war wie in einem Hollywood-Weltuntergangsfilm. Aber wir wussten natürlich auch, dass die Welt nach diesem Ereignis anders sein würde und wir hatten richtig Angst. ● Eine interessante Variante hat uns Ina Stoll aus Minden erzählt. ■ Bei mir war das ungewöhnlich, aber auch unvergesslich. Wir waren in Urlaub in Südamerika. Wir sind am 10. September mit dem Boot auf einem Fluss in ein Indianerdorf gefahren. Es war wunderschön. Wir haben Wanderungen im Wald gemacht und die fantastische Natur genossen. Wir haben eine Woche ohne elektrischen Strom gelebt. Also gab es auch kein Radio, kein Fernsehen und keine Zeitung. Für unsere Kinder war das richtig schwer, als der MP3-Player keinen Strom mehr hatte. Wir sind morgens aufgestanden, als es hell wurde, und abends nach dem Sonnenuntergang ins Bett. Am 16. September kamen wir spät nachts zurück in eine größere Stadt und sind alle gleich schlafen gegangen. Am 17. September habe ich beim Frühstück in der Zeitung meines Tischnachbarn ein Foto von der Zerstörung in New York gesehen und die Welt nicht mehr verstanden. Ich habe mir gleich eine Zeitung gekauft, habe aber nicht viel verstanden, weil ich kein Spanisch kann. Danach saßen wir Stunden vor dem Fernseher und haben den amerikanischen Nachrichtensender CNN geschaut. Ich habe Tage gebraucht, bis ich begriffen habe, was in der Woche passiert war. Das war ein seltsames Gefühl. Ich kam mir vor wie ein Mensch aus einer anderen Welt, derdiese Welt neu kennenlernen muss. Aber was interessant ist: Wir hatten keine Angst. Das war alles so weit weg, das ging uns noch nichts an. Erst als wir wieder in Europa zurück waren, haben wir richtig gefühlt, was los war. ● Und nun sind Sie an der Reihe. Rufen Sie uns an und erzählen Sie uns Ihre Geschichte. Aber zuerst kommt ein bisschen Musik.